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Stuhlbaumuseum Rabenau

Hommage an einen Design-Klassiker: der DDR-Stuhl „EW 1192“

Sächsische Schweiz

Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau/Sachsen

Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau/Sachsen

Sie sind zuverlässig, treu – und irgendwie immer da.

Und doch fristen sie oft ein undankbares Dasein. Die Aufmerksamkeit, die sie verdienen, erhalten sie eigentlich erst dann, wenn sie fehlen. So ergeht es vielen stummen Alltagsbegleitern in Küche, Bad und Wohnzimmer, die uns das tägliche Leben erleichtern. Der DDR-Küchenstuhl „EW 1192“ war von ihnen. Keine Küche, in der der nicht wirklich bequeme, dafür aber durchaus praktische Holzgefährte fehlte.

Das Deutsche Stuhlbaumuseum Rabenau widmet dem beliebtesten DDR-Küchenstuhl „EW 1192“ nun eine eigene Ausstellung, die am 28. September eröffnet wird. Geschichte, Gestaltung, Ökonomie und Ökologie – wer sich für den Stuhl als Designobjekt und seine Nutzer und ihre Lebenswelten interessiert, dem sei diese Ausstellung besonders ans Herz gelegt. Welche Firmen haben den „EW 1192“ gebaut? Welche Modelle wurden gefertigt, welche Materialien verarbeitet? Wie viele dieser Stühle wurden gebaut, wie wurden sie vermarktet und wohin verkauft? Diesen und anderen Fragen widmet sich die Schau, und natürlich kommen auch die Menschen, die auf den Stühlen gesessen haben, mit ihren Geschichten rund um den „EW 1192“ zu Wort.

Foto: Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
Foto: Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau | Philipp Herfort Photography

Initiiert hat das Ganze Prof. Jacob Strobel, seit 2015 Professor für Holzgestaltung an der Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg (AKS) der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Strobel ist Jahrgang 1978 und gebürtiger Würzburger. Nach Schneeberg verschlagen hat es ihn im Zuge seines Studiums, nach der Lehre in der Familienschreinerei und dem Studium an der „Gray’s School Of Art“ in Aberdeen. Acht Jahre verantwortete er danach bei Team 7 das Design, schuf unter anderem den mit Designpreisen überhäuften „Stern“-Couchtisch, inzwischen ein Klassiker.

Nun also der „EW 1192“, der mit dem Deutschen Stuhlbaumuseum Rabenau die perfekte Bühne gefunden hat. Schließlich gilt Rabenau als Deutschlands älteste Stuhlbauerstadt. Seit fast 400 Jahren wird diese alte Handwerkskunst hier gepflegt. Stühle aller Stilepochen verließen im Laufe der Jahrhunderte die Stadt. Verarbeitet wurden die unterschiedlichsten Hölzer, in vielfältigen Formen und mit zahlreichen Schmuckelementen versetzt. Die geschickten Rabenauer fertigten Stühle mit kunstvollen Holzbildhauerarbeiten, ebenso wie mit Rohrgeflecht; riesige Holzstapel vor ihren Häusern zeugten von ihrem emsigen Schaffen.

Das wohl bekannteste Modell: der Bugholzstuhl im Thonet-Stil.

Das Deutsche Stuhlbaumuseum bewahrt das Erbe der Stuhlbauer seit über hundert Jahren – 2022 feierte man den 100. Geburtstag. Die Vielfalt der hier ausgestellten Stühle, der gesammelten historischen Werkzeuge und Holzbearbeitungsmaschinen ist wohl einmalig in Deutschland. Beheimatet im Stallgebäude des ehemaligen Vorwerkes zur Burg Rabenau, beherbergt die Sammlung Stühle verschiedener Stilepochen aus Rabenauer Fertigung, Werkzeuge, Vorrichtungen, Holzbildhauerarbeiten und Flechtmuster sowie wertvolle Originale aus Barock, Biedermeier, Gründerzeit und Jugendstil sowie einige Rabenauer Thonetstühle.

Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau

Das Deutsche Stuhlbaumuseum Rabenau widmet dem beliebtesten DDR-Küchenstuhl „EW 1192“ nun eine eigene Ausstellung.

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